Am 9. Oktober 2021 kam die Historische Kommission für Schlesien in Görlitz zusammen, um im Schlesischen Museum das 100jährige Bestehen ihrer 1921 in Breslau gegründeten Vereinigung feierlich zu begehen. Dieser lange Zeitabschnitt hatte gewiss, wie der Erste Vorsitzende der Kommission, Prof. Dr. Joachim Bahlcke, in seiner Begrüßung ausführte, markante Brüche und Zäsuren.
Die ältere Breslauer Kommission und die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland neu formierte Vereinigung unterschieden sich grundlegend. Der Wiederaufbau in den 1950er Jahren gestaltete sich schwierig, und lange lebte man bei Lichte besehen von dem Erarbeiteten oder Angestrebten aus der Vorkriegszeit. Die eigenen Möglichkeiten waren begrenzt, und überhaupt stellte sich zunehmend die Frage nach der Sinnhaftigkeit des eigenen Zusammenschlusses.
Vergleichbare Umbrüche, die ein Nachdenken über die eigene Aufgabenstellung notwendig machte, gab es immer wieder. Dies gilt nicht zuletzt auch für die politische Wende 1989/90 in Mittel- und Ostmitteleuropa. Dass die Historische Kommission für Schlesien die völlige Neuausrichtung der Forschung zum östlichen Europa in den 1990er Jahren vergleichsweise gut gemeistert hat, ist ohne Frage ein Zeichen ihrer Leistungsfähigkeit und zugleich Konkurrenzfähigkeit.
Schlesische Geschichte wird heute als ein Teil der gemeinsamen Geschichte dreier Staaten – Deutschland, Polen und Tschechien – betrachtet. Um dem gerecht zu werden, sucht die Kommission den grenzübergreifenden Austausch zu allen Bereichen der historischen Schlesienforschung. Sie kooperiert mit zahlreichen Institutionen im In- und Ausland, regt Forschungsprojekte an, lädt zu internationalen Konferenzen ein und fördert wissenschaftliche Publikationsvorhaben, die in Zusammenarbeit mit unseren östlichen Nachbarn entstehen. Die Themen, mit denen sich die Kommission auseinandersetzt, sind so vielfältig wie die Herkunft und die Arbeitsfelder ihrer Mitglieder, die nicht nur aus dem gesamten Bundesgebiet, sondern auch aus Polen, Tschechien und Österreich kommen. Aktuell sind es 77 in unterschiedlichen Disziplinen ausgebildete Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie alle vereint ein umfangreiches Wissen über die Vergangenheit der Region Schlesien.
Der Festakt in Görlitz bot einen Anlass, nicht nur die Vergangenheit zu würdigen, sondern auch einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Diese Zukunft wird wohl noch stärker als bisher von Vernetzung, von Kooperation und von Abstimmung geprägt sein.
Einige bildliche Eindrücke vom Festakt in Görlitz